Der Hersteller Storz & Bickel in Tuttlingen hat von Beginn an in der Entwicklung seiner Vaporisatoren seinen Fokus auf eine spätere medizinische Verwendung gelegt. Unter dem Label Vapormed hat der Hersteller bereits einen als Medizinprodukt zugelassenen Vaporisator auf den Markt gebracht, den Volcano Medic. Wir hatten die Möglichkeit den Migthy Medic zu testen.
Der Mighty dürfte vielen Nutzern von Vaporisatoren schon seit längeren bekannt sein. Das Gerät gibt es seit ca 2 Jahren auf dem Markt und gilt als einer der Besten, momentan auf dem Internationalen Markt erhältlichen Vaporisatoren. Vor allen in Ländern, in denen Cannabis schon zur medizinischen Verwendung freigegeben oder der Konsum allgemein legalisiert wurde, ist der Verdampfer Made in Germany, trotz seines üppigen Listenpreis von knapp 300 Euro, ein echter Verkaufsschlager. Der Verdampfer ist so erfolgreich, dass es sogar schon chinesische billig Plagiate gibt. Was sicherlich ärgerlich für den Hersteller ist, aber andererseits fast schon als Ritterschlag gesehen werden kann – andere Markenvaporisatoren werden derzeit noch nicht in China kopiert.
Rein äußerlich und auch in der Funktionsweise unterscheidet sich der Mighty Medic nicht von dem “Haushaltsgerät” Mighty . Nur auf der Rückseite des Geräts sind einige Sicherheitshinweise, sowie Hinweise auf Zertifikate angebracht. Daneben gibt es laut Hersteller noch gewisse kleine bauliche Veränderungen die gewährleisten sollen, dass das Gerät im Betrieb keine Störquelle für andere Geräte (vor allem Geräte wie sie im medizinischen Sektor betrieben werden) darstellt. Dies bedeutet die Abschirmung der elektromagnetischen Strahlung ist im Betrieb so verbessert worden, dass diese innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte liegt.
Der größte Unterschied liegt in der Bedienungsanleitung, sowie im Zubehör. Wie auch beim Volcano Medic, sind die Veränderungen hauptsächlich im Zubehör zu finden. Diese Maßnahmen sind der Verbesserung der Hygiene geschuldet. Beim Volcano Medic wurde z.B. ein Rückschlagventil eingebaut, so das man keine Luft in den Ballon reinpusten kann. Dies ist wichtig, weil in unserem Atem Keime, Bakterien oder Viren enthalten sind, welche dann mit übertragen werden könnten und somit den Ballon oder, beim Mighty, direkt das Geräteinnere kontaminieren würden, wenn man aus Versehen Luft in das Gerät ausatmen würde. Beim Mighty erfolgt dieses “Rückschlagventil” über ein Silikon Mundstück. Es wird einfach über das Ende des Mundstücks vom Vaporisator gestülpt und verhindert so ein Eindringen der Atemluft. Dieses Mundstück ist ein Verbrauchsprodukt . Sollte das Gerät als Therapiegerät in einer Klinik oder einer Arztpraxis zum Einsatz kommen, müssen diese Mundstücke, laut Bedienungsanleitung bei jeden Patientenwechsel entsorgt werden. Wenn ein Patient das Gerät unter klinischen Bedingungen einzeln nutzt, wird auch hier nach spätestens 4 Stunden ein Wechsel des Mundstücks vorgeschrieben um eine Kontaminierung zu vermeiden.
Eine weitere Änderung findet sich in der Art und Weise der Befüllung der Brennkammer. Beim normalen Mighty kommt das Pflanzenmaterial direkt in die Brennkammer.
Beim Mighty Medic werden 8 kleine Dosierdöschen aus Metall mitgeliefert, in die man das Pflanzenmaterial einfüllt. Diese Dosierkapseln werden in einem Magazin aufbewahrt. Dieses Magazin ist eine spezielle Kunststoffdose, in der jede Dosiereinheit seinen eigenen Platz hat und in der Mitte befindet sich zusätzlich eine Einfüllhilfe. Da es bei der medizinischen Verwendung sehr auf eine genaue Dosierung ankommt, ist es dadurch möglich seinen Medikamentenbedarf für 8 Anwendungen im Vorraus abzuwiegen und zu portionieren. Wenn eine Anwendung benötigt wird, ist jederzeit eine genaue Dosis in der Metallkapsel griffbereit. Auch verringert diese Maßnahme deutlich den Aufwand beim Wechsel des Pflanzenmaterial. Die Heizkammer muss nicht so häufig gereinigt werden, da kein direkter Kontakt zum Pflanzenmaterial besteht und es fliegt beim entleeren bzw. befüllen der Brennkammer kein Material durch die Gegend. Wie auch schon beim normalen Mighty, dient der Deckel des beigefügten Magazins auch als Einfüllhilfe. Diese passt aber nicht, wie beim normalen Mighty, auf die Brennkammer, sondern nur auf die verschließbaren Metallkapseln. Dies macht den Befüllprozess auch für Menschen, die motorisch gehandicapt sind, um einiges leichter und verhindert, dass herunterfallendes Pflanzenmaterial bei der Befüllung verschwendet wird. Im medizinischen / klinischen Einsatz sind diese Metalldöschen aus hygienischen gründen als einmal Produkt gedacht und sind als Verbrauchsmaterial anzusehen.
Dem Gerät liegen bei Auslieferung neben der Bedienungsanleitung 1 Satz Dichtungsringe, 2 Sätze Siebdeckel für die Heizkammer, 3 Silikonmundstücke, die 8 Dosierkapseln samt Aufbewahrungsmagazin, ein Pinsel zum reinigen und eine Kräutermühle bei. Die Kräutermühle ist so ausgearbeitet, das Diese auch Menschen mit motorischen Einschränkungen gut bedienen können. Dies wurde erreicht in dem die Ränder im Gegensatz zu anderen handelsüblichen Mühlen um einiges griffiger und breiter gestaltet sind. Zur Stromversorgung bzw. zum Laden des Akkus liegt noch ein Netzteil anbei mit 36W Leistung und 12V Spannung.
Der größte Unterschied zwischen dem Haushaltsgerät und dem Medizinprodukt dürfte in der Bedienungsanleitung liegen. Diese ist wesentlich ausführlicher und mit Informationen zu Hygienemaßnahmen, Sicherheits- und Anwendungshinweisen gespickt. Auch werden Umfangreiche Zertifizierungs-Maßnahmen nachgewiesen.
Ein weiterer Hinweis dafür, dass das Gerät für den klinischen Einsatz gedacht ist, zeigt z.B. ein Notizfeld am Ende der Anleitung welches dem Abstempeln zum Nachweis der jährlichen Sicherheitstechnischen Kontrollen dient. Auch gibt es Tabellen mit Richtwerten welche über THC und CBD Werte beim verdampfen verschiedener Cannabisflossorten Auskunft geben .
Der Mighty Medic im Einsatz
Der Mighty Medic bietet eine Grad genaue Temperatureinstellung zwischen 40°C und 210°C. Das Display zeigt die aktuelle, sowie die eingestellte Temperatur und den Ladezustand des Akku gut lesbar in großen Ziffern an. Auch ist das Display bei direkter Sonneneinstrahlung noch gut lesbar.
Das Gerät ist in der Bedienung selbst erklärend, es gibt einen Ein/Aus Knopf und zwei Tasten zum Regeln der Temperatur. Der Migthy Medic quittiert das Ein- und Ausschalten mit einer kurzen Vibration. Das Gerät heizt automatisch nach dem Einschalten auf die zuletzt eingeschaltete Temperatur auf. Sobald die eingestellte Temperatur erreicht ist, quittiert der Mighty Medic dies mit einem doppelten Vibrationssignal. Bei einer durchschnittlichen Raumtemperatur von 20 Grad benötigt das Gerät ca 90 Sekunden um die Höchsttemperatur zu erreichen. Erstaunlich im Vergleich zu anderen Handvaporisatoren ist die Tatsache, dass beim Erreichen der eingestellten Temperatur sofort ein intensiver Dampf zur Verfügung steht. Ein leichter Zug, ähnlich wie an einer Zigarette, reicht aus um auch beim Ausatmen eine deutliche Dampfwolke zu sehen. Auch fühlt sich der Dampf ziemlich dicht an und hat ein kräftiges Aroma ohne Röstnuancen. Wir haben die besten Erfahrungen in einen Temperaturbereich zwischen 185° und 205° Celsius gemacht. Dies ist aber auch ein wenig eine Frage der persönlichen Philosophie und des individuellen Geschmacks.
Das Pflanzenmaterial ist nach ca 15 – bis 20 kleinen Zügen restlos ausgelöst – je nach Zugstärke kann dies ein kurzes, aber intensives Vergnügen sein.
Der Mighty setzt auf Effektivität, was im medizinischen Anwendungsbereich durch verkürzte Anwendungszeiten positiv zu sehen ist. Hintergrund dieser Leistung ist, dass beim Mighty zwei Heiztechnologien vereint werden. Die meisten portabelen Geräten arbeiten mit direkter Strahlungshitze. Das bedeutet, die Wände der Heizkammer werden direkt erhitzt. Die meisten Tischgeräte arbeiten etwas ausgeklügelter. Hier wird der Luftstrom erhitzt bevor dieser in die Heizkammer gelangt. Diese Technik benötigt Bauart bedingt mehr Platz, ist aber wesentlich effizienter, weil die Hitze sich nicht erst von außen nach innen vorarbeiten muss, und das Pflanzenmaterial so direkt gleichmäßig und konstant erhitzt wird. Beim Mighty wurden beide Techniken kombiniert.
Wichtig ist das man sich bei der ersten Benutzung langsam an die Kraft des Mighty herantastet. Wer aus Gewohnheit einen kräftigen Zug, wie etwa aus dem Ballon oder einer Wasserpfeife nehmen will sei vorgewarnt, dass dieses eine heftige, eher unangenehme und “hustende” Erfahrung werden könnte….. Wenn man sich jedoch vorsichtig an die Sache herantastet ist man schnell in der Lage binnen 3-4 Minuten den Inhalt einer Dosierkapsel, ca. 0,10 Gramm zu verdampfen. Das Gerät mach richtig Dampf, dicht und intensiv. Interessant ist auch dass die Qualität recht lange gleichbleibend ist. Sobald der Dampf nachlässt sind es höchstens noch 3 Züge bis keine Dampfentwicklung mehr vorhanden ist und das Material komplett ausgelöst. Das Gerät schaltet automatisch ab wenn man ca. 45 Sekunden nicht mehr Inhaliert oder eine Taste gedrückt hat. Beim automatischen Ausschalten gibt das Gerät einen kurzen Vibrationsintervall von sich. Die Akkulaufzeit des Mighty Medic kann sich auch sehen lassen – etwa 8 Füllungen konnten wir mit einer Akkuladung verdampfen. 60-90 Minuten Dauerleistung sollten problemlos (je nach Temperatur) erreicht werden. Besonders praktisch ist die Tatsache, dass sich das Gerät während des Ladevorgangs auch bei vollständig entleerten Akku nutzen lässt. Die einzige Kritik die man an dieser Stelle äußern könnte, ist die Tatsache, dass man die Akkus nicht selber wechseln kann. Dies ist aber auch wiederum Sicherheitsbedingungen geschuldet. Es werden spezielle Akkupacks mit Temperatursensoren verwendet. Die Lebensdauer der Akkus beträgt laut Hersteller 500 Betriebsstunden bzw. 2 Jahre Lebensdauer.
Reinigung & Wartung
Die Reinigung und Wartung ist durch die äußerlich unveränderte Bauart zum Haushaltsgerät identisch. Der Mighty Medic besteht aus 2 Einheiten dem Gerät mit Füllkammer und die Kühleinheit mit Mundstück, die Praktisch auf das Gerät aufgesetzt wird. Dies passiert über einen einfachen Drehverschluss in einer 90° Drehung. Das Kühlteil kann einfach nach dem Lösen des Riegel an der Oberseite der Kühleinheit zerlegt werden. In der Heizkammer ist am Boden ein engmaschiges Standard Sieb eingebracht, an der Oberseite der Kühleinheit ist ein etwas gröberes Sieb angebracht. Die Siebe lassen sich mit einen kleinen Tool, welches direkt im Geräteboden integriert ist, aus dem Gerät lösen und auch wieder einsetzen. Die Integration ist vor allem unterwegs sehr praktisch.
Von Zeit zu zeit empfiehlt es sich, die Kühleinheit zu zerlegen und in Alkohol zu reinigen. Die Heizkammer lässt sich hervorragend mit dem Pinsel während des abkühlen reinigen. Sollten in der Brennkammer harzige kleberige oder eingebrannte Rückstände verbleiben so kann man diese gut mit Q-Tipps und Alkohol entfernen.
Vorteilhaft ist es auch, dass alle Teile wie z.B. die Kühleinheit, Mundstücke, Siebe oder auch das Tool zum herausnehmen der Siebe bei Storz & Bickel zu humanen Preisen nach bestellbar sind.
Fazit:
Die Firma Stortz & Bickel hat ihre langjährige Pionierarbeit im Bereich der Vaporisatoren schnell umgesetzt, um mit intelligenten kleinen Modifikationen ein effektives Medizinprodukt vorzustellen. Da es zum Marktstart keine Alternative für einen mobilen, als Medizinprodukt zertifizierten, Verdampfer auf dem Markt gibt, kann man ohne Übertreibung feststellen, dass dieses Gerät Maßstäbe setzt. Der Patient bekommt ein sicheres, effektives und gut zu handhabendes Hilfsmittel. Auch ist der Preis für ein Medizinprodukt nicht übertrieben, so das gute Chancen bestehen, das Patienten dieses von der Krankenkasse, mit entsprechender ärztlicher Verordnung, erstattet bekommen können.
Der Preis vom Mighty zum Medizinprodukt Mighty Medic ist identisch. Ob bei Einzelpatienten die Hygienevorschriften wirklich im Praxisbetrieb eingehalten werden, muss wohl jeder Patient für sich selber entscheiden. Für Kliniken und Arztpraxen ist das Gerät ein einfach zu bedienendes und ein relativ wartungsarmes Therapiegerät. Für Patienten, die sich das Erste mal mit der Verdampfung von Hanfblüten auseinandersetzen, ist der Mighty Medic auf jeden Fall zu empfehlen und aufgrund seiner mobilen Einsatzmöglichkeit und der extrem einfachen und schnellen Anwendung, einem Tischgerät wie dem Volcano Medic vorzuziehen.
Ein wenig Kritik sei, wenn auch auf hohem Niveau, trotzdem angemerkt. Schön wäre ein leicht zu reinigender Transportbeutel, am Besten mit einem Fach, in der das gefüllte Magazin Platz findet, damit dies nicht durch Zufall in der Hand- oder ggf. Hosentasche aufgehen kann und das Pflanzenmaterial unbrauchbar macht. Dann hat man ein Medizinprodukt, welches immer und überall eine gute Figur macht.
Der Autor bedankt sich bei Firma Storz & Bickel für die kostenlose Bereitstellung eines Rezensionsexemplar